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Verborgen Afghanistan

De Nieuwe Kerk

 

"De grote wintertentoonstellingen van De Nieuwe Kerk zijn gewijd aan kunstschatten uit andere landen en culturen. Ook het thema wereldgodsdiensten is de laatste jaren opgenomen als een van de speerpunten van het tentoonstellingsbeleid. Indrukwekkende presentaties als De Islam, De Zwarte Farao's, Op weg naar de Hemel en Mexico, een goddelijke reis betekenden voor velen een eerste kennismaking met deze religies en culturen.

In andere gevallen wordt er samengewerkt met Nederlandse musea. Zo heeft het Stedelijk Museum Amsterdam 2 jaar in De Nieuwe Kerk geexposeerd. Ook het Rijksmuseum kan, wegens de grote renovatie, in eigen huis geen plaats bieden aan tijdelijke tentoonstellingen. De Nieuwe Kerk heeft het museum uitgenodigd om tussen 2006 en 2007 tentoonstellingen aan de Dam te organiseren."

De Nieuwe Kerk

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" De grote wintertentoonstellingen van De Nieuwe Kerk"

Im Winter 2007 und im Frühjahr 2008 zeigte  De Nieuwe Kerk eine völlig andere Seite von Afghanistan, einem Land, das in den letzten Jahren fast täglich in den Schlagzeilen ist. Afghanistan ist jedoch nicht nur ein Schauplatz des Krieges und der Vernichtung. Es ist vor allem ein Land, in dem verschiedene Kulturen ihre Spuren hinterlassen haben. Mit seiner strategisch günstigen Lage an den Handelsrouten zwischen Ost und West war das alte Afghanistan ein Schnittpunkt der Kulturen in Vorderasien. Das dokumentieren die beeindruckenden archäologischen Funde, die dort entdeckt wurden. Die Ausstellung präsentiert 250 dieser Fundstücke, die zu einem großen Teil 2004 in den Tresoren der Zentralbank in Kabul „wiederentdeckt“ und 2006 zu Restaurationszwecken und für diese Wanderausstellung nach Europa gebracht wurden.

Im Mittelpunkt der Ausstellung standen  vier archäologische Ausgrabungsstätten. Die älteste von ihnen, Tepe Fullol, stammt aus der baktrischen Bronzezeit (rund 2000 v. Chr.). Ein größerer Abschnitt ist Ai Kahnum gewidmet, einer Stadt, die von Griechen im Zuge der Eroberungszüge Alexanders des Großen gegründet wurde und den Hellenismus am Rande der Steppen (4. bis 2. Jh. v. Chr.) dokumentiert. Berühmt ist der Goldschatz von Tillya-Tepe: Schmuck und andere Kunstgegenstände aus sechs Gräbern aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., die 1979 von einem sowjetisch-afghanischen Team unter Leitung des russischen Archäologen Sarianidi ausgegraben wurden. Sie stellen eine kostbare Mischung aus Steppenkunst, griechisch-römischer Ikonografie, indischen Objekten und chinesischen Spiegeln dar. In Begram schließlich, das auch aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. stammt, wurden 1937 und 1939 zwei zugemauerte Räume mit reichen indischen Elfenbeinmöbeln, Gläsern, Vasen und Gipsabgüssen hellenistischer Machart ans Tageslicht gefördert.

Die Ausstellung ist auch die Geschichte des Nationalmuseums von Kabul. Nach seiner Eröffnung im Jahr 1922 beherbergte es einst etwa 100.000 Exponate, die untersucht und zugänglich gemacht wurden, um dann von Tausenden Studenten und Besuchern bewundert zu werden. Die sowjetische Invasion in Afghanistan 1979 forderte zwei Millionen Opfer und zerstörte die Wirtschaft und die kulturelle Infrastruktur. Als sich die Situation 1988 weiter verschlechterte, beschloss das Nationalmuseum, seine wichtigen Sammlungen „untertauchen“ zu lassen. So verschwanden die Schätze der Ausstellung in den Tresoren der Zentralbank im Präsidentenpalast. Nur wenige Personen wussten davon. Mit viel Mühe vermieden sie in den darauf folgenden Jahren die Enthüllung des Verstecks. Nach dem Ende des Kommunismus 1992 fielen das Land und das Museum einem schrecklichen Bürgerkrieg zum Opfer. Den Tiefpunkt für das Nationalmuseum bedeutete allerdings 2001 die Entscheidung des Taliban-Regimes, alle Skulpturen zu vernichten. Eine eigens zu diesem Zweck zusammengestellte Einsatzgruppe zerstörte nicht nur die berühmten, 55 und 38 Meter hohen Buddhas von Bamiyan, sondern auch 2.500 Kunstwerke aus der Sammlung des Nationalmuseums.

Erst 2003 nach der Befreiung von dem Taliban-Regime bestätigte die afghanische Regierung, dass die Schätze sicher im Tresor des Palastes lagen. Im April 2004 begann man mit der Erfassung und Restauration der Schätze. Danach wandte man sich an einen alten Bekannten, das Pariser Musée Guimet, um Vorbereitungen für die jetzige Ausstellung zu treffen, die von Dezember 2006 bis Frühjahr 2007 im Musée Guimet zu bewundern war. Danach reiste sie weiter nach Turin, bevor sie Ende 2007 in Amsterdam zu sehen sein wird.

Die Ausstellung wurde von dem Musée Guimet in Paris, der Fondazione per l'Arte della Compagnia di San Paolo in Turin und De Nieuwe Kerk in Amsterdam organisiert. Das wissenschaftliche Konzept der Ausstellung stammt aus der Feder des Musée Guimet und des afghanischen Nationalmuseums in Kabul. Mit dieser Ausstellung leisten die europäischen Partner einen Beitrag zur Förderung des Kulturerbes Afghanistans. Darüber hinaus wird damit die Restauration von Kunstobjekten ermöglicht.

Der Prinz-Claus-Fonds unterhält bereits seit einiger Zeit Beziehungen zu Omar Khan Massoudi, dem Leiter des afghanischen Nationalmuseums. Er riskierte sein Leben, um wichtige Teile der Sammlung des Museums unter der Taliban-Herrschaft in Sicherheit zu bringen. 2004 wurde ihm für sein Engagement, das Museum wieder zu Ehren zu bringen und zu vermeiden, dass historische und kulturelle Stätten geplündert werden, der „Prince Claus Award“ verliehen. Der Prinz-Claus-Fonds leistet einen Beitrag zur Ausstellung in Amsterdam. So ermöglicht er eine spezielle Ausgabe des Ausstellungskataloges in den afghanischen Sprachen Dari und Paschto. Die übersetzten Kataloge werden in allen afghanischen Schulen verteilt, sodass jedes Kind in Afghanistan das reiche kulturelle Erbe seines Vaterlands kennen lernt. Außerdem bereitet der Fonds in Zusammenarbeit mit De Nieuwe Kerk eine Vortragsreihe mit internationalen Rednern vor, die während der Ausstellung stattfinden soll.  

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die Gründungssponsoren von De Nieuwe Kerk, Fortis und Corporate Express, sowie den Hauptsponsor KPMG. Sie versetzen De Nieuwe Kerk jedes Jahr wieder in die Lage, großartige Ausstellungen wie diese zu organisieren. Und mit Hilfe von HGIS –Cultuurprogramma, NCDO, Mondriaan Foundation und Prins Bernhard Culture Fund.

Einführung

Vom Westen aus gesehen ist Afghanistan das Land, von dem aus Alexander der Große ebenso wie die Perser vor ihm nicht weiter in den Osten vordringen sollte. Der Oxus-Fluss, der heutige Amudarja, bildet die Grenze zur „barbarischen“ Welt. Er ist auch die Grenze des alten Baktrien mit seiner legendären Hauptstadt Baktra. Vom Osten aus gesehen ist Afghanistan für die Chinesen der am weitesten westlich gelegene Landstrich, den sie auf ihrer Durchreise nach Indien erreichten. Für sie ist Afghanistan das Land der Kushana-Dynastie, Herrscher über ein Nomadenreich, das zu Beginn unserer Zeitrechnung die Griechen aus dieser Region vertrieben hat, und das Land, in dem sich im 1. und 2. Jahrhundert entlang der Seidenstraße der Buddhismus verbreiteten sollte.

Die außergewöhnlichen Objekte dieser Ausstellung illustrieren die Rolle Afghanistans als einzigartiger Schnittpunkt der Kulturen sowie den Prozess des Wiederfindens einer neuen Vergangenheit und einer neuen Erinnerung für dieses geplagte Land. Im Rahmen dieses Themas hat man sich für die Sammlung des afghanischen Nationalmuseums entschieden und die Ausstellung konzentriert sich insbesondere auf die vier Ausgrabungsstätten Tepe Fullol, Ai Khanum, Tillya-Tepe und Begram. Dabei wird nicht nur auf das archäologische Abenteuer in Afghanistan eingegangen, sondern auch auf die antike Geschichte des Landes von den frühesten Anfängen bis hin zur Zeit der Kushana-Dynastie, als das heutige Afghanistan inmitten eines immensen Nomadenreichs lag.

Wie eingangs erwähnt stehen im Mittelpunkt der Ausstellung vier archäologische Ausgrabungsstätten. Die älteste von ihnen, Tepe Fullol, stammt aus der baktrischen Bronzezeit (rund 2000 v. Chr.). Daran schließt sich ein größerer Abschnitt an, der Ai Kahnum gewidmet ist, einer Stadt, die anlässlich eines Eroberungszugs Alexanders des Großen gegründet wurde und den Hellenismus am Rande der Steppen (4. bis 2. Jh. v. Chr.) dokumentiert. Danach folgt der berühmte Goldschatz von Tillya-Tepe: Schmuck und andere Kunstgegenstände aus sechs Gräbern, die 1979 von dem russischen Archäologen Sarianidi ausgegraben wurden. Sie stellen eine kostbare Mischung aus Steppenkunst, griechisch-römischer Ikonografie, indischen Objekten und chinesischen Spiegeln vom Beginn unserer Zeitrechnung dar. Begram, das aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. stammt, ist die letzte Ausgrabungsstätte. Hier wurden 1937 und 1939 zwei zugemauerte Räume mit reichen indischen Elfenbeinmöbeln, Gläsern, Vasen und Gipsabgüssen hellenistischer Machart ans Tageslicht gefördert.

Das Nationalmuseum von Kabul: Zerstörung und Aufbau

Die Ausstellung ist auch die Geschichte des Nationalmuseums von Kabul, ein Museum, das zwanzig Jahre Krieg überstand. Die ausgestellten Ausgrabungsgegenstände bilden das Herz des Museums, das jetzt wieder aufgebaut wird. Die Idee für ein Museum entstand im Jahre 1919. Drei Jahre später wurde es in Kabul errichtet. Bis Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts fanden rund 100.000 Ausstellungsstücke Einzug in das Museum. Sie wurden untersucht, zugänglich gemacht und von Tausenden Studenten und Besuchern bewundert. Das änderte sich mit dem Putsch 1978. Ein Jahr später wurden die Werke aus dem Museum in die Wohnung eines Ministers gebracht. Nach der Restaurierung des Museums gelangten sie anderthalb Jahre danach wieder an ihren ursprünglichen Ort zurück. Die sowjetische Invasion 1979 hatte neben 2 Millionen Opfern den Zusammenbruch der Wirtschaft und der kulturellen Infrastruktur zur Folge. Museen in Hadda und Jalalabad wurden zerstört und geplündert.

Als sich die Situation 1988 weiter verschlechterte, beschloss das Nationalmuseum, seine wichtigen Sammlungen „untertauchen“ zu lassen. So verschwanden die Schätze der Ausgrabungsstätten Begram, Ai Khanum und Tillya-Tepe im Tresor der Zentralbank im Präsidentenpalast. Mit viel Mühe vermied man in den darauf folgenden Jahren die Enthüllung des Verstecks, das nur wenige Personen kannten. Nach dem Ende des Kommunismus 1992 fielen das Land und das Museum einem verwüstenden Bürgerkrieg zum Opfer. Die Mitarbeiter des Museums wurden nach Drohungen, Misshandlungen und sogar Morden suspendiert. Zwei große Werke wurden aus dem Museum entwendet, dem folgten Einbruch und Diebstahl im Depot. 1994 wurde das Museum von einer Rakete getroffen und geriet in Brand. Dank der Bemühungen der Unesco wurde das Depot provisorisch abgeriegelt. Dennoch fing das Dach in jenem Winter Feuer und stürzte ein, genau auf den Saal, in dem Fresken gelagert waren. Man entschied, die 3.000 Museumsstücke zu evakuieren und ins Hotel Kabul zu bringen. Anfang 2001 bekam es das Nationalmuseum mit dem Taliban-Regime zu tun, als es beschloss, dass alle Skulpturen zu vernichten sind. Eine eigens zu diesem Zweck zusammengestellte Einsatzgruppe zerstörte nicht nur die berühmten, 55 und 38 Meter hohen Buddhas von Bamiyan, sondern auch 2.500 Kunstwerke aus der Sammlung des Nationalmuseums.

Erst 2003 nach der Befreiung von dem Taliban-Regime bestätigte die afghanische Regierung, dass die Schätze sicher im Tresor des Palastes lagen. Im April 2004 begann man mit der Erfassung und Restauration der Schätze. 22.607 Kunstgegenstände hatten die zerstörenden Regimes überlebt. Angesichts der heutigen Situation hielt die afghanische Regierung es noch für verfrüht, die Sammlung wieder in das noch schwer beschädigte Museum zurückzubringen. Deshalb hat man sich für eine Wanderausstellung entschieden. Zu diesem Zweck hat man sich 2005 an das Pariser Musée Guimet gewandt, das gemeinsam mit der DAFA (der französisch-afghanischen archäologischen Delegation) immer eine maßgebliche Rolle bei den Ausgrabungen und Ausstellungen des afghanischen Erbes gespielt hat. Schlussendlich führten diese Bemühungen zur heutigen Ausstellung, die im Frühjahr 2007 im Musée Guimet zu bewundern war. Danach reiste sie weiter nach Turin, bevor sie in Amsterdam zu sehen sein wird.

Tepe Fullol

1966 fanden Bauern nahe des nordafghanischen Ortes Fullol zufällig Gold- und Silbervasen, die sie mit einer Axt in gleiche Stücke hackten und verteilten. Dem schnellen Eingreifen der örtlichen Behörden ist es zu verdanken, dass fünf Gold- und sieben Silbervasen gerettet werden konnten und den Weg ins Nationalmuseum fanden. Drei Goldvasen haben die Zerstörungen der letzten zwanzig Jahre überlebt, die anderen bleiben verschwunden.

Die Vasen (nrs. 1 &2) sind mit Darstellungen von Schweinen, Stieren, Bisons oder mit geometrischen Mustern verziert. Das neben den Fundstücken angetroffene Skelett deutet darauf hin, dass es sich um Grabbeigaben handelt. Sie zeigen keine ausgesprochene Ähnlichkeit mit anderen Fundstücken in Afghanistan oder den benachbarten Gebieten. Die Verzierungen lassen eher auf pakistanische, mesopotamische oder turkmenische Einflüsse schließen. Wie aber gelangten diese Vasen dann nach Fullol? Könnten sie auf den Austausch mit westasiatischen Landstrichen und insbesondere den Handel mit Lapislazuli zurückzuführen sein? Es ist kein Geheimnis, dass dieser kostbare Stein aus Afghanistan in ganz Mesopotamien sehr begehrt war. Man vermutet auch, dass der Schatz von Fullol als geheimer Lagerplatz für Objekte aus verschiedenen Zeiten diente. Andere Wissenschaftler wiederum datieren die Vasen später als das dritte Jahrtausend v. Chr., weil sie einen Zusammenhang mit Dekorationen der Gräber von Marlik im Norden von Iran sehen.

Neue Ausgrabungen und Vergleichstudien haben in verschiedenen Landstrichen Vorderasiens und der indo-iranischen Grenzregion eine ausgedehntere, relativ homogene kulturelle Identität zu Tage gefördert. Die Vasen von Fullol werden nunmehr als Luxusgüter der Bevölkerungsgruppen gesehen, die zwischen 2200 und 1800 v. Chr. in einem riesigen Gebiet zwischen der südöstlichen Grenze Irans und der Westgrenze des Indus-Tales lebten.

Tillya-Tepe

Im Winter 1978/79 erforschte ein russisch-afghanisches Archäologenteam unter Leitung von Viktor Sarianidi das linke Ufer des Oxus in der Oase von Shibergan. Dort ragten die Ruinen des Emshi-Tempels empor, einer ummauerten Stadt aus der griechisch-baktrischen Zeit. Außerhalb der Stadtmauern befand sich ein 3 bis 4 Meter hoher Hügel. Als die Archäologen dort Scherben aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. fanden, beschlossen sie, tiefer zu graben. Unter dem Sand stießen sie auf Reste eines monumentalen Bauwerks mit einer Terrasse und Säulensälen, umgeben von einer dicken Mauer. Während der Ausgrabungen entdeckte man teils an der Seite des Hügels, teils in der Mauer sechs Gräber mit über 20.000 Fundstücken, die gereinigt und ins Nationalmuseum nach Kabul gebracht wurden. Einen Tag vor Abschluss der Grabungsarbeiten stieß man auf ein siebentes Grab, das zugedeckt wurde und zu dem man ein Jahr später wieder zurückkehren wollte. Der Einmarsch der Sowjetarmee und die darauf folgenden vernichtenden Regimes machten dieses Vorhaben jedoch zunichte und das siebente Grab wurde ausgeraubt. Dennoch kehrte Sarianidi nach Kabul zurück, wo er alle Fundstücke fotografieren ließ und den brillanten Bildband „Das Gold von Baktrien“ veröffentlichte. Wie bereits erwähnt, wurde der Schatz später in den Tresor des Königspalastes gebracht.

Jedes Grab bestand aus einer rechteckigen zwei Mal zweieinhalb Meter großen, zwei Meter unter der Erdoberfläche befindlichen Gruft. In der Mitte befand sich, gestützt auf ein Gerüst ein mit einem Tuch abgedeckter Holzsarg. Hier lagen die Gebeine von fünf Frauen und einem Krieger, geschmückt für ihre letzte Reise. Sie waren etwa 30 Jahre alt. Ihre für Nomadenvölker typischen Kleider waren mit Gold bestickt. Sie trugen mit Halbedelsteinen versetzte Armbänder. Drei Frauen trugen auf der Brust einen chinesischen Spiegel der frühen Han-Dynastie (ca. 1. Jahrhundert v. Chr.). Eine andere Frau trug eine blütenförmige Goldkrone (nr. 24). Zwei Frauen hatten eine Münze in der Hand für ihre letzte Reise, die Frau mit der Krone hatte ein Münze im Mund. Bei dem Krieger handelte es sich um einen Prinzen, der wundervoll geschmückte Waffen trug. Sein Kopf ruhte auf einer goldenen Schale (nr. 21).

Offenbar war der Lebensrhythmus dieser Nomaden gestört worden. Es fehlten ihnen die Zeit und die Mittel, ein echtes Grab, einen so genannten Kurgan, zu bauen. Essentiell blieb jedoch, dass sie die Toten, wie schon ihre Vorfahren, in Hügeln begruben. Die Gräber sind nicht zufällig angeordnet. Der Mann befindet sich an der Spitze des Hügels. Er wird flankiert von den am schönsten geschmückten Frauen, die in der Mauer selbst begraben waren. Die anderen Frauen fanden an der Seite des Hügels ihre Ruhestätte. Die Datierung beruht auf der jüngsten gefundenen Münze (nr. 12), die 37 Jahre n. Chr. geschlagen wurde.

Wer hat diese wundervollen Gegenstände angefertigt? Die Kunstschätze stammen aus verschiedenen Gegenden. Sie umfassen chinesische Gegenstände (oder Imitationen), Gegenstände aus Indien und vor allem Objekte mit hellenistischen Traditionen. Die Mischung der Einflüsse ist typisch für Nomadenkunst, verwundert bisweilen jedoch und ist nicht immer ohne Fehler. So hat die Göttin Athene eine ausgestreckte Hand, um eine Lanze festzuhalten, diese jedoch fehlt. Oder sie ist sitzend abgebildet, aber ohne Sitz (nr. 13). Ein immer wiederkehrendes Motiv ist das Herz. Gläsern, kurz, lang, in Türkis eingefasst oder nicht; es fand sich in allen Gräbern. Dieses Motiv kommt im Altertum nicht häufig vor und lässt sich mit unseren modernen Auffassungen nicht interpretieren. Keine Herzdame, keine warmen Gefühle, sondern ein Motiv, das von einem Efeublatt stammt, abgebildet auf der Rückseite des Dolches des Kriegers (nr. 20). Warum diesem Motiv ein solch prominenter Platz eingeräumt wird, wissen wir nicht. Auch welcher Nomadenstamm es hinterlassen hat, bleibt im Dunkeln. Waren es die aus Nordwestchina stammenden Tocharer oder die Saken aus dem Parther-Reich? Die größte Lehre aus diesen Ausgrabungen bleibt wohl die, dass das afghanische Territorium ein Schmelztiegel äußerst unterschiedlicher Kunstformen ist.

Ai Khanum

Auf seinem Weg nach Indien (327 v. Chr.) wird Alexander dem Großen bewusst, dass in den von ihm eroberten Gebieten Ruhe und Ordnung geschaffen werden müssen. Er lässt Griechen und Makedonier zurück, die Städte und Siedlungen gründeten. Manche von ihnen werden nach Alexander benannt, wie zum Beispiel Alexandria (das heutige Herat) und Alexandropolis (das heutige Kandahar).

Der mythische Held wird durch die Müdigkeit seiner Soldaten, die großen indischen Elefanten und den mächtigen indischen Kontinent aufgehalten und beschließt, die Expedition zu beenden. Seine letzte Stadt, die er am Rande der hellenistischen Welt erobert, wird Ai Khanum, die Mondfrau, so der heutige usbekische Name der Stadt, deren antiker Name unbekannt ist. Die Stadt an den Ufern des Oxus übernahm die griechische Lebensweise und den Städtebau. Es gab ein Gymnasium (eine Sportschule), ein Theater und Heldengräber. Inmitten der Stadt befand sich der Palastkomplex mit monumentalen korinthischen Kapitellen (nr. 5) und den mit Ornamenten versehenen Flachdächern (nr. 9).

Erst 1961 wird König Zahir Shah während einer Jagd im Gebiet ein Stein mit korinthischem Kapitell angeboten. Der Fürst, ein ausgezeichneter Kenner, teilte dies dem französisch-afghanischen archäologischen Dienst mit. So fanden zwischen 1964 und 1978 Ausgrabungen statt, in deren Rahmen große Teile der Stadt zu Tage gefördert wurden. Zahlreiche der jetzt ausgestellten Objekte sind mit den Gebäuden dieser Stadt verbunden: die bereits erwähnten Kapitelle und Ornamente aus dem Palast, eine Maske aus dem Theater (nr. 6) oder eine Aufschrift aus dem Gymnasium. Dass auch die Religion ihre Spuren hinterlässt, belegen Münzen mit Abbildungen von Hermes, Hestia oder Kybele (nr 4) Darüber hinaus prachtvolle Sonnenuhren und außergewöhnliche, importierte Luxusgegenstände aus Indien, wie ein Scheibe mit eingefärbtem Glas und Goldlamellen.

Das Ende der Stadt kam völlig unerwartet. Nomaden aus dem Osten steckten sie 145 v. Chr. in Brand und plünderten das Schatzhaus. Danach wurde die Stadt von der lokalen Bevölkerung geplündert. Etwa 140 v. Chr. war aus der hellenistischen Stadt eine Wüstenruine geworden, die allmählich in der eigenen Asche und dem Steppensand versank.

Begram

Begram wird bereits von dem englischen Archäologen Charles Masson erwähnt, der 1833 auf der Ebene Begram zahlreiche Münzen findet. Über einhundert Jahre später wird 1937 der Schatz von Begram gefunden, der nun in der Ausstellung zu sehen ist. Er wird in zwei abgeschlossenen Räumen aufgebahrt, in denen entlang der Wände Bronze bei Bronze, Glas bei Glas und Elfenbein bei Elfenbein ausgestellt wird. Handelt es sich hierbei um einen Vorrat an Handelswaren, ein religiöses Geschenk oder einen echten „Schatz“?

Klar ist, dass es prachtvolle Gegenstände sind. Die spektakulärsten Stücke sind aus Glas oder Elfenbein. Die Angel- und Jagdszenen auf Glas (nr. 29) wurden, dem Feinsinn für Bewegung und dem Auge fürs Detail nach zu urteilen, von äußerst talentierten Künstlern angefertigt. Eines der Gläser stellt etwas ganz Besonderes dar: Es beinhaltet eine der ältesten Abbildungen der Insel Pharos vor Alexandria mit dem berühmten Ägyptischen Leuchtturm, der etwa 2/5 v.Chr. erbaut wurde. Die außergewöhnlichen Elfenbeinkunstwerke umfassen Darstellungen buddhistischer Legenden und Liebesthemen. Sie sind demnach mit der frühen indischen Kunst verwandt (nrs. 32, 26 & 27). Der Schatz von Begram ist somit ein besonderes Beispiel dafür, welche Faszination die griechischen und die buddhistischen Kulturgebiete im ersten Jahrhundert n. Chr. aufeinander ausübten.

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AFGHANISTAN, Treasures Rediscovered

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