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Dialektik der postkolonialen Hybridität

Der koloniale Diskurs stellte zur Versöhnung des kollektiven okzidentalen Bewußtseins mit sich selbst den Legitimationsrahmen für die politischen Untaten des Kolonialismus bereit. Trotz heterogener Aussageformen, Themen und Begriffe ist dieser Diskurs einem System stereotyper Inferiorisierung des Fremden verpflichtet, das über historische und geopolitische Unterschiede triumphiert und daher bis in die Gegenwart nichts von seiner perfiden Kraft eingebüßt hat. Literatur ist zwar nachweislich integraler Bestandteil desselben, impliziert aber vermöge ihrer Ästhetik auch die Chance, den kolonialen Diskurs in seinem System zu überwinden. Im Nachvollzug einer solchen Überwindung soll der mit diesem Buch beabsichtigte spezifisch literaturwissenschaftliche Beitrag zur Kulturwissenschaft bestehen.

"Im Rekurs auf Ansätze der Hermeneutik, Ergebnisse der Kritischen Theorie, des französischen Poststrukturalismus, der internationalen Postmodernetheorie und der Postkolonialismus-Debatte entwickelt Jochen Dubiel die Theorie des postkolonialen Blicks auf überzeugende Weise weiter."

Paul Michael Lützeler

Jochen Dubiel

studierte Komparatistik, Philosophie und Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Anschließend Promotionsstipendiat der Zentralen Kommission für die Graduiertenförderung. Aufsätze über Alfred Andersch und seine amerikanischen Leitbilder Ernest Hemingway und William Faulkner, den 'postkolonialen Blick' und Michelangelo Antonioni. Seit 2006 Lehrbeauftragter am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Mainz.

Aus der Kritik

(...) Für den Literaturwissenschaftler, der sich mit dem Komplex der Postkolonialität mithilfe ihrer literarischen Mediatisierung auseinandersetzt, ergeben sich folglich zwei zentrale Aufgaben: zum einen muss er die spezifischen Strategien untersuchen, mit denen die Literatur sich der Aporie der Fremddarstellung nähert und dabei die eigene Partizipation am kolonialen Diskurs reflektiert. Zum zweiten muss angesichts der dadurch entstehenden kulturwissenschaftlichen Ausrichtung der Literaturwissenschaft ihr Standort neu bestimmt werden. Beiden Aufgaben ist ein Dilemma zu eigen, dem sich die Dissertation zu stellen versucht: wie kann die Literatur das Fremde abbilden, wenn doch jede Form der Repräsentation immer auch die Vereinnahmung des Dargestellten bedeutet? Und wie kann der spezifisch literarische Zugang zum kulturwissenschaftlichen Problemfeld des Postkolonialismus geleistet werden, ohne dabei in Abhängigkeit von Nachbarwissenschaften wie Geschichte und Politologie zu geraten? Die der postkolonialen Theorie entgegengebrachten Einwände werden dabei zum methodologischen Ausgangspunkt, begründen sowohl die Notwendigkeit einer dialektisch-kritischen Selbstreflexivität wie auch die einer poetologischen Programmatik. Jochen Dubiel beschreibt Auswege aus den beschriebenen Dilemmata, indem er sie tatsächlich als Auftrag versteht: so wird der Literaturwissenschaftler zum "Botschafter seiner Disziplin", der die in der Literatur angesiedelten Mechanismen ästhetischer Brechung herausarbeitet, die in ihrer hybriden Mehrdeutigkeit schließlich zur Überwindung des kolonialen Blicks führen.

Annika Nickenig in "literaturkritik.de" (April 2007)

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