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Geschichte

Die Bedeutung von historischen Debatten und Kontroversen

Historische Debatten und Kontroversen über Phänomene der menschlichen Vergangenheit haben die Geschichtswissenschaft seit ihren Anfängen begleitet und sind in vielen Fällen auch in einer breiteren Öffentlichkeit auf Resonanz gestoßen. Bei der systematisch-vergleichenden Betrachtung dieser Diskurse fällt auf, dass sie einerseits zum Motor konstruktiven Erkenntnisfortschritts, andererseits zum Instrument für das Erreichen gegenwärtiger, häufig politischer Ziele werden konnten. Insbesondere wenn Konstruktion, Variation oder Destruktion eines oder mehrerer grundsätzlicher gesellschaftlicher Mythen in der Debatte mitschwingen, sind umfangreiche Verwerfungen zu erwarten.

Zusammenfassend lässt sich immer wieder feststellen, dass die polemische Intensität einer Kontroverse sich zum wissenschaftlichen Erkenntniswert umgekehrt proportional verhält, da nur die Einhaltung diskursiver Regeln im Sinne der Prinzipien von "fair play" die Bedingungen für konstruktive und produktive Auseinandersetzungen schafft.

Zur Einführung

In diesem Band geht es um die Bedeutung von historischen Debatten und Kontroversen für die historische Erkenntnis im engeren wissenschaftlichen und im weiteren öffentlichen Sinn. Er will an die Tradition der wissenschaftlichen Debatten und Kontroversen insgesamt erinnern, die die Geschichte der Geschichtswissenschaft spätestens seit Ranke geprägt haben. Deren Verlauf hätte eigentlich spätestens nach Aufstellung des einschlägigen Regelwerks durch die Diskursethik einem klar definierten Grundmuster folgen müssen. Wir wissen jedoch, dass aus unterschiedlichen Gründen immer wieder gegen diese Grundregeln verstoßen wurde. Bekannt ist auch, dass entsprechende Vertöße in der Regel zu Lasten der historischen Erkenntnis gehen. Denn nur die Gesamtheit des wissenschaftlichen Diskurses, insbesondere auch des kontroversen, stellt die für die Fachwissenschaft elementare Öffentlichkeit dar, die ihrerseits die Voraussetzung dafür ist, dass die Geschichtswissenschaft wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und das Problem der Subjektivität als ein Kernproblem jeder hermeneutischen Wissenschaft angemessen kontrollieren kann.

Üblicherweise verläuft der wissenschaftliche Diskurs unauffällig und wird nur von einer kleinen, gut informierten Gruppe von Spezialisten zur Kenntnis genommen. Nur gelegentlich erwecken fachwissenschaftliche Debatten und Kontroversen die Aufmerksamkeit einer größeren, über den rein fachwissenschaftlichen Kreis hinausgehenden Öffentlichkeit. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn eine geltende und in der Öffentlichkeit verankerte Forschungsmeinung in Frage gestellt wird oder aber eine fachwissenschaftliche Forschungskontroverse Fragen öffentlichen Interesses behandelt. Damit ist bereits ein Kriterium genannt, das zu den Grundbedingungen von Historikerkontroversen gezählt wird: die teilweise oder vollständige Öffentlichkeit. (...)

(Elvert, Jürgen: Zur Einführung, ebd., S. 9)

 

Franz Steiner Verlag

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