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Die Kunstgeschichte Afghanistans IV

Das Reich der Kuschan

Nach ihrer Ansiedlung in Baktrien übernahmen die Kuschan die Vorherrschaft über andere Stammesgruppen der Yüe-tschi, breiteten sich dann nördlich und südlich des Hindukusch aus und schufen sich in der Mitte des 1. Jahrtausends n. Chr. vom Aralsee bis zum Bengal-Tal ein Reich, das von historischer Bedeutung war. Durch ihre Macht übten die Kuschan einen großen Einfluß auf die künstlerische und religiöse Entwicklung in dieser Region aus. Unter dem König Kanischka durchlief das Reich eine Blütezeit kultureller Entfaltung.
Abb. 5: Hadda, 1. Periode, 2. Jh. n. Chr., Schiefer. Kopf Buddhas mit deutlich hellenistischem Einfluß; Privatsammlung Fritz Mamier (Foto:Hans-Joachim Risto)
Abb. 5: Hadda, 1. Periode, 2. Jh. n. Chr., Schiefer. Kopf Buddhas mit deutlich hellenistischem Einfluß; Privatsammlung Fritz Mamier (Foto:Hans-Joachim Risto)

Die Kuschan-Könige legten Wert auf ihre nomadische und zentralasiatische Herkunft und versuchten dies in der Kunst hervorzuheben. Sie erscheinen im Gewand zentralasiatischer Reiter. Die physischen Merkmale wie schmaler Schädel, lange Nase und Bart kommen deutlich zum Ausdruck. Sie werden stehend oder sitzend mit gespreizten Beinen, schwer bewaffnet und mächtig wirkend dargestellt.

Das Verschwinden griechischer Elemente auf allen Ebenen und das Auftreten lokaler Kulturen und Religionen zeigt, daß die Kuschan sich offenbar als Wiederhersteller und Bewahrer nationaler Überlieferungen verstanden und sich gegen die "importierten Werte" des Hellenismus wandten. Die "Kolonisationsära" griechischer Veteranen in diesem Teil des ehemaligen alexandrischen Reichs  war damit beendet.

 

Quelle: G. Djelani Davary, ibid., S. 38-41