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Eine veritable Sensation:

Das Abenteuer der Freiheit und die Liebe zur Welt

Die "Resolution" und "Adventure" in Matavai Bay, Tahiti, 1776 - William Hodges (1744-1797), Öl auf Leinwand (1776); ebd., Abb. S. 19
Die "Resolution" und "Adventure" in Matavai Bay, Tahiti, 1776 - William Hodges (1744-1797), Öl auf Leinwand (1776); ebd., Abb. S. 19

Nicht einmal achtzehn war Georg Forster,

als er im Juli 1772 an Bord der Resolution ging, um mit der Expedition von James Cook um die Welt zu reisen. In letzter Sekunde waren sein Vater und er, zwei mittellose Deutsche, von der englischen Admiralität dazu berufen worden, Cooks zweite Weltumsegelung als Naturkundler und Ethnologen zu begleiten.

1111 Tage lang waren sie unterwegs und erforschten Regionen, in die vor ihnen noch kein Europäer gekommen war. Sie entdeckten neue Wasserwege, neue Inseln, kartografierten terra incognita, sie fanden unbekannte Pflanzen und Tiere und stießen auf Indianer, die noch nie einen Weißen gesehen hatten. Als Forster zurückkam, hatte kein Deutscher je soviel Welt gesehen. Und er lieferte darüber eine bildmächtige Reisebeschreibung ab, die in Europa Furore machte und Markstein und Leitbild wurde für Generationen von Forschern und Schriftstellern nach ihm. Alexander von Humboldt erklärte Forster zum "hellsten Stern meiner Jugend", durch ihn habe "eine neue Ära wissenschaftlichen Reisens" begonnen. 

Johann Reinhold Forster mit seinem Sohn Georg Forster auf Tahiti - Kolorierter Holzstich nach einem Gemälde von John Francis Rigaud (1780); ebd., Abb. S. 23
Johann Reinhold Forster mit seinem Sohn Georg Forster auf Tahiti - Kolorierter Holzstich nach einem Gemälde von John Francis Rigaud (1780); ebd., Abb. S. 23

Die offizielle Reisebeschreibung

Dabei waren die Umstände der Reise so widrig wie die der Veröffentlichung des Berichtes. Der blutjunge Naturforscher und sein Vater meldeten nach Abschluss der Expedition 270 neuentdeckte Tier- und Pflanzenarten. Forster hielt über 500 Pflanzen und Tiere, auf die er während der Reise traf, im Bilde fest.

Diese Zeichnungen sollten eigentlich Grundlage für die Kupferstiche der offiziellen Reisebeschreibung sein, die laut einer Verabredung Georgs Vater hatte schreiben sollen. Doch der zerstritt sich derart heftig mit Cook und der englischen Admiralität, dass die Parteien am Ende vor Gericht standen, Cook seine eigene, anderweitig illustrierte Reisebeschreibung verfasste und Forsters Vater die Hände gebunden waren. Also musste Georg Forster - auf Grundlage der Notizen seines Vaters - in höchster Eile ein eigenes Buch schreiben, das die Forsters auf eigene Kosten druckten und das dem der englischen Admiralität zuvorkommen sollte.

Die Entbehrungen der Weltreise mögen ihre Entsprechung in der Niederschrift des Reiseberichts gefunden haben. Forster schien in seinem Schreibkerker oft der Verzweiflung nahe. Er schrieb auf englisch und übersetzte dabei auch gleich für die deutsche Ausgabe. Und das Husarenstück gelang: Im März 1777, einen Monat vor der offiziellen Ausgabe, lag Forsters Buch auf englisch vor, 1778 erschien die deutsche Ausgabe bei Haude und Spener in Leipzig. Jeweils ohne Forsters Illustrationen.

Georg Forster: "Reise um die Welt" - Titelfaksimile der zweiten Auflage, 1874; ebd., Abb. S. 26
Georg Forster: "Reise um die Welt" - Titelfaksimile der zweiten Auflage, 1874; ebd., Abb. S. 26
Forster, Georg: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl; 648 Seiten. Frankfurt a. M.: Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag 2007.
Forster, Georg: Reise um die Welt. Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl; 648 Seiten. Frankfurt a. M.: Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag 2007.