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Der Jüdische Friedhof in Darmstadt - Grabstätten von 1714-1848

Haus des ewigen Lebens - Beit Hachajim. Der Jüdiche Friedhof in Darmstadt. Grabstätten von 1714-1848. Bearbeitet von Benno Szklanowski unter Mitwirkung von Eckhart G. Franz. Darmstadt: Justus von Liebig Verlag 1988.
Haus des ewigen Lebens - Beit Hachajim. Der Jüdiche Friedhof in Darmstadt. Grabstätten von 1714-1848. Bearbeitet von Benno Szklanowski unter Mitwirkung von Eckhart G. Franz. Darmstadt: Justus von Liebig Verlag 1988.

Eindrucksvolle Denkmäler

Jüdische Friedhöfe, vor allem ihre älteren Grabsteine, sind nicht nur eindrucksvolle Denkmäler, sie sind auch wertvolle und vielfach einmalige Quellen zur Geschichte der Juden, der jüdischen Kultur und des jüdischen Lebens. Ebenso wichtig wie Namen und Daten, die sich für die frühe Zeit oft nur hier erhalten haben, sind die begleitenden Texte, die vielfältige Einblicke in jüdischen Glauben und jüdisches Denken vermitteln. Zu ihrer Erschließung bedarf es freilich der Umsetzung, da die Inschriften noch bis weit ins 19. Jahrbundert ausschließlich oder vorwiegend auf Hebräisch gefaßt sind, in einer oft blumenreichen, mit talmudischen Zitaten, Anspielungen und Abkürzungen durchsetzten Sprache, die nur dem Fachmann zugänglich ist. Die sichernde Dokumentation und Entzifferung ist angesichts der umweltbedingten Verwitterung des bei älteren Steinen vorrangig verwandten Buntsandsteins, die erschreckend rasch fortschreitet und eine Reihe von Steinen schon jetzt unlesbar gemacht hat, zu einem vordringlichen Anliegen der historischen Denkmalpflege, aber auch und vor allem der jüdisch-deutschen Geschichtsforschung geworden.

JAKOB, Sohn des Rabbi ABRAHAM LINZ - 1772 April 6. Montag (Stein122): David Jakob Lintz, der neben seinem Vater (Stein 123) beerdigt ist, ist seit 1768 als Handelsmann in Darmstadt belegt; vgl. JDB S. 220 f. und Stammtafel S. 364; Abb., ebd. S. 170.
JAKOB, Sohn des Rabbi ABRAHAM LINZ - 1772 April 6. Montag (Stein122): David Jakob Lintz, der neben seinem Vater (Stein 123) beerdigt ist, ist seit 1768 als Handelsmann in Darmstadt belegt; vgl. JDB S. 220 f. und Stammtafel S. 364; Abb., ebd. S. 170.

Die „Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen" hat 1980, zum Teil mit Fördermitteln der Stiftung Volkswagenwerk, mit der Inventarisierung ausgewählter jüdischer Friedhöfe begonnen. Erste Ergebnisse liegen inzwischen vor. Unabhängig davon hat der Magistrat der Stadt Darmstadt auf Anregung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, die auch von der Jüdischen Gemeinde Darmstadt unterstützt wurde, den Magister der Judaistik Benno Szklanowski in Frankfurt im Frühjahr 1981 im Rahmen eines zunächst auf ein Jahr befristeten Werkvertrags mit der dokumentarischen Erfassung der ältesten Grabsteine des Jüdischen Friedhofs in Darmstadt-Bessungen beauftragt, dessen Gräber bis ins Jahr 1714 zurückreichen. Die Ergebnisse dieser Aktion, die durch einen Zuschuß des Hessischen Innenministers unterstützt wurde, Erfassungskarten mit Fotos der zum Teil in mühsamer Arbeit freigelegten und gereinigten Steine, Transkriptionen, Übersetzungen und Erläuterungen für rund 200 Gräber des ältesten Friedhofteils, wurden dem Stadtarchiv Darmstadt zur Verfügung gestellt. Einen ersten Ertrag bot die 1984 im Gedenkbuch „Juden als Darmstädter Bürger" (Anhang Dok. 2, S. 315-334) veröffentlichte Liste, die allerdings mit dem späteren Fortgang der Recherchen noch zahlreiche Korrekturen erfuhr.

Hawer ABRAHAM, Sohn des URI LINZ - 1751 Februar 11 Donnerstag (Stein 123): Über Abraham Linz, den langjährigen Landschreiber der hessischen Landjudenschaft, der um 1720 in Diensten des Hoffaktors Bär Löw Isaak nach Darmstadt  gekommen war, vgl. JDB S. 218f. und die Stammtafel S.364f.; dazu D. Cohen in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen (1983), S. 206 Anm. 287. Daß seine Taten "aufrichtig" waren, wurde offenbar besonders hervorgehoben, um dem bei der Nachlaß-Inventarisierung laut gewordenen Bereicherungsverdacht entgegenzuwirken.; Abb. ebd., S.171.
Hawer ABRAHAM, Sohn des URI LINZ - 1751 Februar 11 Donnerstag (Stein 123): Über Abraham Linz, den langjährigen Landschreiber der hessischen Landjudenschaft, der um 1720 in Diensten des Hoffaktors Bär Löw Isaak nach Darmstadt gekommen war, vgl. JDB S. 218f. und die Stammtafel S.364f.; dazu D. Cohen in: Neunhundert Jahre Geschichte der Juden in Hessen (1983), S. 206 Anm. 287. Daß seine Taten "aufrichtig" waren, wurde offenbar besonders hervorgehoben, um dem bei der Nachlaß-Inventarisierung laut gewordenen Bereicherungsverdacht entgegenzuwirken.; Abb. ebd., S.171.

Um die Arbeit fortzuführen, konnte Herr Szklanowski im Rahmen einer von der Stadt Darmstadt beantragten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 1986/88 für zwei weitere Jahre beschäftigt werden. Nachdem die Inventarisierung der fortlaufend numerierten Steine bis zur Nr. 450 gediehen war, wurde beschlossen, den geplanten Dokumentations­band auf die zu diesem Zeitpunkt vollständig erfaßten Steine bis zum Jahre 1848 zu beschränken, so daß die zum Teil beträchtlich späteren Steine, die bei der Verzeichnung der Erbbegräbnisse miterfaßt wurden, vor allem aber die seit 1935 angelegten Gräber in den ursprünglich freigelassenen Wegen ausgespart bleiben. Der Einschnitt bei dem auch für die Geschichte der sogenannten Judenemanzipation wichtigen Jahr 1848 schien berechtigt, da für die Folgezeit in verstärktem Maß andere Quellen zur Verfügung stehen und der Aussagewert der zunehmend mit deutschen Inschriften versehenen, in ihren Texten schematisierten Steine deutlich abnimmt.

Die Verknüpfung der von Herrn Szklanowski erarbeiteten Ergebnisse mit den verfügbaren archivischen Quellen übernahm Prof. Dr. Eckhart G. Franz, der Leiter des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, der auch die vorläufige Liste des Gedenkbuchs bearbeitet hatte. Bei den aufgrund der Verwitterungsschäden oft nur noch fragmentarisch lesbaren Grabschriften halfen die schriftlichen Quellen in zahlreichen Fällen zur Ergänzung teilweise oder sogar vollständig zerstörter Namen und Daten. Die Ergebnisse dieser "zusätzlichen Ermittlungen, mit der die Grabsteine, stärker als dies der reine Inschriftentext vermag, mit der jüdischen Geschichte Darmstadts und der umliegenden Orte verknüpft werden, sind in den kursiv gesetzten Erläuterungen neben den Fotos der Grabsteine zusammengefaßt (...)

 

(Auszug aus Benno Szklanowski / Eckhart G. Franz, Vorbemerkung der Bearbeiter, Ebd., S.11)

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