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Die Kunstgeschichte Afghanistans VIII

Die Eroberung durch die Araber

Mit der Eroberung großer Teile des Landes durch die Araber begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Landes. Eine neue Religion mit einer neuen Gesellschaftsform breitete sich aus. Es dauerte aber nicht lange (gegen Ende des 9., Jahrh. n. Chr.), bis die arabische Fremdherrschaft durch die Bildung lokaler und nationaler Staaten ersetzt wurde. Die Gründung der ersten unabhängigen Dynastie der Tahiriden (820-875 n. Chr.) zeichnete sich im Westen des Landes ab. Ihr folgten dann die Saffariden (860-920) in Seistan, deren Herrscher sich als eifrige Verfechter des Islam erwiesen. Als im 10. Jahrhundert auch diejenigen Gebiete (außer Kafiristan, dem heutigen Nuristan), in welchen noch Überbleibsel vorislamischer Fürstentümer vorhanden waren, durch Mahmud von Ghazna (998-1030) erobert werden konnten, stand das ganze Land im Zeichen des Islam.

Die islamischen Dynastien in Afghanistan

Die verschiedenen islamischen Dynastien, die in Afghanistan regierten, errichteten hervorragende Bauwerke. Das älteste Denkmal, das bisher entdeckt worden ist, stammt aus samanidischer Zeit (875-1000) und datiert aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine kleine, 3 Kilometer südlich von Balkh gelegene Moschee. Sie ist von einer wohlproportionierten Bauform und so kunstvoll geschmückt wie die abbasidischen Denkmäler in Mesopotamien, weshalb man sie "abbasidische Moschee" nennt.

Die ghaznawidischen und ghoridischen Denkmäler

Bedeutsam ist die Architektur und der Schmuck der ghaznawidischen und ghoridischen Denkmäler im Süden des Landes. Da aufgrund der historischen Ereignisse das Schicksal beider Dynastien (960-1150 u. 1150-1220) miteinander verflochten war, kann man ihre Geschichte und Kunst gemeinsam betrachten.
Abb. 25: Ghazni. Das Minarett des Masud III. (1099-1114). Foto: H. W. Mohm.
Abb. 25: Ghazni. Das Minarett des Masud III. (1099-1114). Foto: H. W. Mohm.

Ghazna

Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Hauptstadt Ghazna, die einst als die prachtvollste Stadt ganz Zentralasiens galt. Sie wurde später von dem Ghoriden Ala ud-Din Hussein (1165-1177) aus Rache wegen der Ermordung seines Bruders Qutb ud-Din Muhammad verbrannt. Was uns hauptsächlich an den groß angelegten und prächtig geschmückten Palast erinnert, sind die Überreste der Wandmalereien und sonstigen dekorativen Bauteile, die im Kabuler Museum aufbewahrt werden. In jüngster Zeit wurden bei Ausgrabungen eine Wohnanlage und ein Palast, der aus einem Komplex von Bauwerken bestand, freigelegt. Dabei fand sich auch eine auf Marmorplatten geschriebene, 250 Meter lange persische Inschrift.

Unklar war lange Zeit, wer die zwei aus dieser Zeit noch erhaltenen und 400 Meter voneinander entfernten Minarette bauen ließ und zu welchem Zweck. Inzwischen steht fest, daß sie einst unter Masud III. (1099-1114) und Bahram Schah (1117-1153) errichtet wurden und als Teile einer Moschee oder als Beobachtungstürme aufzufassen sind. Wie aus den alten Zeichnungen englischer Reisender zu ersehen ist, waren sie ursprünglich viel höher gewesen. Die oberen Teile sind eingestürzt. Die noch stehengebliebenen hat man in moderner Zeit mit Schutzdächern aus Blech verehen und die Fundamente mit Stein und Gips befestigt. Durch eine Treppe gelangte man bis an die Turmspitzen. Die Wände der sternförmig gebauten Minarette wurden derart mit gebrannten Ziegeln auf Gips bedeckt, daß große Rechtecke mit kufischen Inschriften, Blumenarabesken und geometrischen Figuren entstanden. Diesen dekorativen Stil finden wir im Bogen von Bust, in der Moschee von Schah-i Maschhad und im Minarett von Jam wieder (Abb. 25).

Das Grabmal von des ghaznawidischen Herrschers Mahmud (998-1030)

Nördlich der beiden Minarette liegt das Grabmal von Sebuktegin, dem Vater von Mahmud. Über dem Grabmal von Mahmud selbst ist zwar ein neuzeitliches Gebäude errichtet worden, aber der Grabstein aus weißem Marmor mit Kufi-Schrift gilt als das prachtvollste Stück ghaznawidischer Kunst (Abb. 26).
Abb. 26: Ghazni. Der Grabstein des ghaznawidischen Herrschers Mahmud (998-1030) aus weißem Mamor mit einer Kufi-Inschrift gehört zu den schönsten Objekten ghaznawidischer Kunst; Foto: G. Djelani Davary
Abb. 26: Ghazni. Der Grabstein des ghaznawidischen Herrschers Mahmud (998-1030) aus weißem Mamor mit einer Kufi-Inschrift gehört zu den schönsten Objekten ghaznawidischer Kunst; Foto: G. Djelani Davary
Was Grabsteine allgemein angeht, so bietet die Stadt eine Unmenge davon, die aus verschiedenen Zeiten stammen und überall verstreut liegen. Von diesen schönen mit Kufi-Schrift und Ornamenten versehenen Epitaphen sollten, wie bisher geschehen, nicht nur ein Teil, sondern alle veröffentlicht werden, sofern sie durch Kampfhandlungen nicht zerstört worden sind.
Quelle: G. Djelani Davary, ibid., S. 58-61