museo-on

Direkt springen zu:
Sprache: Deutsch | Englisch
Banner_Kuppel b
Hauptnavigation:

Projektleiter und Drehbuchautor

Interview

Rolf Rische: Mozart spricht lippensynchron Arabisch

Fragen an den Leiter Gesellschaft und Unterhaltung, DW-TV, Drehbuchautor und Projektleiter

 

Frage: Klassik im Fernsehen - das erscheint auf den ersten Blick eher unspektakulär. Was ist der Clou der "Monumente der Klassik" auf DW-TV?

Rolf Rische:  Unser Klassikprogramm ist anders. Es gibt aber nicht den Clou, den einen Trick, der unsere Reihe hoffentlich zu etwas Besonderem macht. Es gibt jedoch Ideen, Werke und nicht zuletzt Menschen, die in außergewöhnlicher Kombination zu einem besonderen Programmprojekt zusammenfinden. Der Ausgangspunkt: Die sechs Sendungen befassen sich nicht etwa mit Oper, sondern mit absoluter Musik, mit Symphonien. Wir haben uns inhaltlich jeweils allein auf das eine Werk konzentriert.

Die Umsetzung sollte vor allem eines sein: attraktiv für die Zuschauer. Beim Konzertmitschnitt sind wir teilweise neue Wege gegangen. Es wurde in HDTV gedreht, dabei haben wir Stilmittel eingesetzt, die eher in der Popmusik verwendet werden. Ferngesteuerte Kameras mitten im Orchester, Kräne, Dollys und anderes mehr. Das Ziel: neue Bilder - ohne Effekthascherei. Dabei wollten wir aber mehr als 'nur' einen spannenden Konzertmitschnitt. Neben der Musik, die natürlich die zentrale Rolle spielt, gibt es die Erläuterungen von Kent Nagano, auch die Musiker kommen zu Wort. Was ist wichtig am Werk, an der Interpretation? Dazu der Blick hinter die Kulissen. Und natürlich unsere Animationen - auch nicht gerade Genre-typisch. Da haben wir uns übrigens das Drehbuchschreiben selbst ganz schön schwer gemacht: Alle Dialoge basieren auf Originalzitaten. Alles zusammen wurde von einem Team realisiert, bei dem jeder Einzelne vom Produzenten bis zum Cutter zu den Besten seines Fachs gehört. Von unserem Tonmeister, der schon mit fünf Grammys ausgezeichnet wurde, bis etwa zu unseren ebenfalls vielfach preisgekrönten Kameraleuten.

DW-TV zielt auf ein weltweites Publikum. Können Sie mit der Klassik-Reihe tatsächlich Zuschauer in Sydney, Singapur und St. Petersburg, Kairo, Buenos Aires und Boston gleichermaßen begeistern?

Bei DW-TV registrieren wir international ein ständiges und sogar steigendes Interesse an Kultur aus Deutschland. Das wissen wir unter anderem aus unserer Medienforschung. Kent Nagano und das DSO repräsentieren höchstes künstlerisches Niveau und sind - um hier einmal die Marketingsprache zu bemühen - international eingeführte "Marken". Das DSO ist viel im Ausland unterwegs, zahlreiche Konzerte wurden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welle veranstaltet. Das Interesse ist so groß wie der Erfolg. Da eine Fernsehsendung naturgemäß anderen Gesetzen folgt als das Live-Erlebnis, haben wir uns um eine zuschauerorientierte Umsetzung bemüht. Wichtig ist dabei auch, dass unsere Abteilung Fremdsprachen bei DW-TV hochwertige Adaptionen etwa auf Spanisch, Arabisch und Englisch herstellt, die auch auf dieser Ebene einen leichten Zugang ermöglichen. So spricht Mozart im Trickfilm beispielsweise lippensynchron Arabisch.

Wird die Reihe auch Interessenten hierzulande zugänglich sein?

Zuschauer, die uns in Deutschland zum Beispiel via Astra digital empfangen, sehen die "Monumente" ab 22. Juli jeweils samstags regulär auf DW-TV. Außerdem zeigt der Pay-TV-Sender "Classica" die Reihe in Deutschland. Und es gibt Gespräche mit Landesrundfunkanstalten, die an einer Übernahme interessiert sind. Darüber hinaus soll voraussichtlich noch dieses Jahr, spätestens 2007, eine Box mit sechs DVDs in den Handel kommen. Diese Box werden wir auch im DW-Store anbieten.

Die Deutsche Welle ist als mediale Visitenkarte Deutschlands in der Welt auch Mittler in Sachen Kulturtransfer aus Deutschland und Europa. Was bietet DW-TV hier seinen Zuschauern sonst noch?

In diesem Jahr, dem Mozart-Jahr, werden wir im Anschluss an die sechs Folgen von "Kent Nagano dirigiert Monumente der Klassik" die sechsteilige Reihe "Anne-Sophie Mutter: Mein Mozart" zeigen. Darin spielt die derzeit wohl beste Geigerin der Welt die wichtigsten Violinwerke von Mozart, sie spricht über 'ihren' Mozart, außerdem kommen ihre musikalischen Partner zu Wort. Diese Reihe läuft ab 2. September immer samstags.

Natürlich gibt es immer wieder solche Highlights, aber genauso wichtig ist das regelmäßige, das tägliche Angebot. Man kann wohl mit Recht festhalten, dass an Kultur bei DW-TV kein Mangel herrscht: Da gibt es unter anderem unser wöchentliches Kulturmagazin Kultur 21, das tägliche Magazin euromaxx - Leben und Kultur in Europa, das Filmmagazin Kino, das Musikmagazin popXport, dazu die tagesaktuelle Kulturberichterstattung im Journal.

Haben Sie schon Pläne für weitere Innovationen?

Ja, und ich füge hinzu: wie immer. DW-TV ist ständig dabei, seine Programme zu verbessern, Formate zu entwickeln, den Zuschauern neue Angebote zu machen. Zum Glück haben wir einen Fernsehdirektor, der wie kaum ein anderer für Innovation steht und uns bei neuen Projekten immer unterstützt. Er war es ja auch, der das Projekt "Monumente" 2005 initiiert hat. Mit dem Blick in die Zukunft und auf das Thema Klassik bzw. Musik bei DW-TV kann man im Speziellen wohl sagen: Ja, es gibt Überlegungen zu neuen, spannenden Projekten. Aber es ist zu früh, dazu schon etwas Konkreteres zu sagen.

Mai 2006

Quelle: Deutsche Welle