Georg Forster
Reise um die Welt
Illustriert von eigener Hand. Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem Nachwort von Frank Vorpahl
Aufbruch in eine neue Welt
Goethe hat den blutjungen Autor des großen Berichts von der zweiten Weltreise des Captain Cook (1772-75) bewundert, und er beobachtete sein Geschick bis zum einsamen Tod in einer Pariser Dachkammer mit einem beinahe brüderlichen Interesse, obwohl er die Ideen des Mitgründers der Rheinischen Republik in Mainz nicht gutheißen konnte. Aber wie sollte Goethe den Kollegen nicht lieben, der von seiner Ankunft am schönsten Gestade der Südsee mit solch poetischem Elan zu berichten verstand?
"Ein Morgen war's, schöner hat ihn schwerlich je ein Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel O-Tahiti 2 Meilen vor uns sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter, hatte sich gelegt; ein vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen ..."
Zum ersten Mal
Textauszug
Reise vom Cap nach dem antarctischen Zirkel ...
Dezember 1772
"Am folgenden Morgen seegelten wir durch viel gebrochenes oder sogenanntes Pack-Eis, darunter manches ganz schmutzig und thauend aussahe. Die untergehende Sonne verschaffte uns heute Abend einen über alle maaßen herrlichen Anblick, denn sie färbte die Spitzen einer in Westen liegenden Eis-Insel mit funkelndem Golde und theilte der ganzen Masse einen blendenden Purpurglanz mit. Eine völlige Windstille, welche am 27sten erfolgte, verstattete uns, in einem Boot auf die Pinguins- und Petrell-Jagd auszugehen; ob es uns nun gleich mit den ersteren nicht sonderlich glücken wollte, so belustigten sie uns doch wenigstens durch die Geschwindigkeit und Verschiedenheit ihrer Bewegungen. Sie tauchten zum Beyspiel, blieben eine ganze Weile lang unter Wasser, kamen wieder herauf, tauchten von neuem unglaublich oft und schnell hintereinander, und schossen zuletzt in gerader Linie fort, so, daß sie mit einemmahl außer Schuß waren, und wir die Jagd aufgeben mußten (...)
Februar 1773
"Am 8ten des Morgens bekamen wir einen außerordentlich dicken Nebel, in welchem wir unsre Begleiterinn, die Adventure, aus dem Gesicht verlohren. Dieses Vorfalls wegen ließ unser Capitain an dem ganzen heutigen und auch den folgenden Tag über, erst alle halbe Stunden, und hernach alle Stunden eine Canone abfeuern, allein es erfolgte keine Antwort, und auch die Leucht-Feuer, welche wir diese beyden Nächte unterhielten, halfen zu nichts.
Da nun alle Versuche unsre Begleiterinn wieder zu finden umsonst waren, so sahen wir uns am 10 ten früh Morgens in die traurige Nothwendigkeit versetzt, in dem unangenehmen Lauf nach Süden allein fortzufahren und uns in die Gefahren dieses eiskalten Himmelstrichs von neuem, aber ohne die bisherige einzige Hofnung zu wagen, von unsern Gefährten Hülfe und Rettung zu erlangen, falls unser eignes Schiff unglücklicherweise verlohren gehe sollte. Jedermann fühlte dies so innig, daß ein Matrose selten in die weite See hinaus sahe, ohne zugleich seine Betrübniß über unsre Trennung von der Adventure zu äußern, und darüber zu klagen, daß wir nunmehro auf diesem ungemeßnen, unbefahrnen Ocean, allein seegeln müßten, wo der Anblick eines treuen Gefährten unsern Muth ehedem wechselseitig gestärkt, und die Mühseligkeiten der Reise erträglicher gemacht hatte. Die Pinguins, die kleinen Sturm-Taucher, (diving petrels) besonders aber so eine Art von rechten Tauchern, (colymbi) verleiteten uns zu dem nicht weniger kränkenden Gedanken, daß, indeß wir mit Eis und Sturm zu kämpfen hatten, die Adventure vielleicht hier in der Nachbarschaft Land getroffen haben könne, und würklich müssen wir, nach Vaugondy's Charte, damals nur um ein weniges südwärts davon entfernt gewesen seyn.
Am 17ten nahmen wir ohngefähr unter dem 58sten Grad südlicher Breite, viel Eisschollen ein und füllten unsre Wasserfässer damit an. Eine Menge verschiedener Arten von Sturmvögeln und Albatrossen, hatte uns beständig begleitet, gleichwie sich auch von Zeit zu Zeit die große nordliche Meve, (larus catarractes) welche unsre Leute port-Egmont-hens nannten; ferner viel Pinguins, einige Seehunde und Wallfische sehen ließen. In vergangner Nacht hatten wir ein schönes Phänomenon bemerkt, welches sich auch heute und verschiedene folgende Nächte über von neuem zeigte. Es bestand in langen Säulen eines hellen weißen Lichts, die sich am östlichen Horizont fast bis zum Zenith herauf erhoben, und nach und nach über den ganzen südlichen Theil des Himmels verbreiteten. Zuweilen waren sie am obern Ende seitwärts gebogen und den Nordlichtern unsres Welttheils zwar in den mehresten Stücke ähnlich, aber doch darinn von selbigen verschieden, daß sie nie eine andre als weißlichte Farbe hatten, da unsre Nordlichter hingegen verschiedne, besonders die Feuer- und Purpur-Farbe anzunehmen pflegen. Bisweilen konnte man vor dem Schein dieser Süd-Lichter (aurora australis) deren meines Wissens noch kein Reisender gedacht hat, die darunter verborgenen Sterne nicht entdeckten, und zu andern Zeiten sahe man sie höchstens nur ganz blaß hindurch schimmern. Der Himmel war mehrentheils klar, wenn dies Phänomen sich zeigte, und die Luft so scharf und kalt, daß das Thermometer gemeiniglich auf dem Gefrierpunkt stand (...)"
Georg Forster
Reise um die Welt
Illustriert von eigener Hand
Mit einem biographischen Essay von Klaus Harpprecht und einem
Nachwort von Frank Vorpahl
648 Seiten
Folioformat, gebunden in zweifarbiges Duo-Leinen der Bamberger
Kaliko Fadenheftung, gedruckt auf holz- und säurefreiem
Bücherpapier, Lesebändchen, durchgehend fünffarbig, ca. 80
großformatige Abbildungen, Klapptafeln, Karten - im Halbschuber
Originalausgabe
ISBN 3821862033
EAN 9783821862033
Erscheinungsdatum: 2007
Georg Forster
Reise um die Welt
Sprecher: Frank Arnold
6 CDs
ca. 528 Minuten
ISBN 3821854642
EAN 9783821854649
Erscheinungsdatum: 2007